Die Wirtschaftsprüfung der Zukunft

Die Wirtschaftsprüfung von morgen wird sich deutlich von der heutigen Revision unterscheiden. Modernste Technologien verbessern Qualität und Effizienz der Prüfung bereits heute.

Diese Möglichkeiten sind aber auch mit Herausforderungen verbunden – man denke etwa an Cyberrisiken oder mangelnde Transparenz im Bereich der künstlichen Intelligenz. Gleichzeitig stellen Stakeholder immer höhere Ansprüche an die Arbeit der Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer. Diese Ansprüche gehen deutlich über die traditionelle finanzielle Rechnungsprüfung hinaus.

Bei KPMG stellen wir uns diesen spannenden neuen Möglichkeiten mit grosser Offenheit. Unser Fokus liegt darauf, technologische Innovationen verantwortungsbewusst zu nutzen und zugleich die Grundsätze von Vertrauen und Transparenz aufrechtzuerhalten, ohne den menschlichen Aspekt zu vernachlässigen. Vorausschauende Prüferinnen und Prüfer können den Berufsstand selbstbewusst in eine Zukunft führen, in der Vertrauen und Zuverlässigkeit die Grundlagen der Finanzsysteme in einer Welt des konstanten Wandels bleiben.

In unserer «Clarity on»-Kampagne befassen wir uns mit einer Reihe von technologischen Entwicklungen. In diesem Zusammenhang führt kein Weg an der Leistungsstärke der künstlichen Intelligenz (KI) vorbei – KI hat das Potenzial, die Wirtschaftsprüfung zu revolutionieren.

Aber das ist noch nicht alles: Eine fortlaufende Überwachung und Prüfung erhöht das Tempo der Wirtschaftsprüfungen massiv und die Nutzung von Blockchain kann als «trust machine» eingesetzt werden; vor allem aber stellt sich die konzeptuelle Frage: Wie können wir in einer neuen digitalen Gesellschaft Vertrauen schaffen?

Wir glauben, dass die Zukunft der Wirtschaftsprüfung an der Schnittstelle zwischen Innovation und menschlicher Expertise liegt

Unsere Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer zeichnen sich durch eine kritische Grundhaltung und Neugier aus. Das liegt in unserer DNA und ist die Voraussetzung, um die Vielzahl neuer Technologien effizient und effektiv nutzen zu können.

Lukas Marty
Partner, Leiter Audit, Mitglied der Geschäftsleitung

Was ist die Zukunft der Wirtschaftsprüfung in Kürze

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) dominiert derzeit die Technologielandschaft. KI hat das Potenzial, die Welt der Wirtschaftsprüfung von Grund auf zu verändern. Es ist an dieser Stelle jedoch wichtig, einen Blick hinter die Kulissen dieses «Hypes» zu werfen. Zweifelsohne wird KI immer nützlicher, je besser wir ihre Fähigkeiten verstehen und je angemessener wir mit ihren Einschränkungen umgehen können. Je ausgereifter die Möglichkeiten der KI, desto enger dürfte sie in den Prüfungsprozess eingebunden werden und die Fähigkeiten der Prüferinnen und Prüfer steigern: Die Genauigkeit und die Effizienz der Rechnungsprüfungen verbessern sich, zudem lassen sich aussagekräftigere Erkenntnisse gewinnen.

Die von unserem Berufsstand seit Langem ersehnte fortlaufende Prüfung (Continuous Auditing) wird mit zunehmender Reife der Prüfinstrumente zur Realität. So können die Fachleute Transaktionen und Finanzdaten fortlaufend überwachen, Erkenntnisse in Echtzeit gewinnen und die Fristen zwischen der Erhebung von Daten und ihrer Analyse verkürzen. Das Ergebnis? Eine schnellere und bessere Aufdeckung von Anomalien und potenziellen Risiken. 

Eines der neuen Konzepte zur Schaffung von Vertrauen ist Blockchain, auch «trust machine» («vertrauensbildende Maschine») genannt. Die Blockchain-Technologie schafft permanente Aufzeichnungen und eine referentielle Identität der Daten («single source of truth»). Eine vielversprechende Einsatzmöglichkeit ist die Beschaffung von reichhaltigeren und zuverlässigeren Erkenntnissen im ESG-Bereich, unter anderem auch bei Scope-3-Emissionen (nachgelagerte und vorgelagerte Emissionen in der Wertschöpfungskette).

Moderne Technologien wie robotergestützte Automatisierung, künstliche Intelligenz und Blockchain können die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steigern. Dies erfordert neue Ansätze, um Sicherheit in Bezug auf den Einsatz solcher Technologien zu schaffen – nicht zuletzt, was den Schutz von Unternehmen vor neuen Risiken wie Cyberangriffen angeht. Während wir uns KI und Automatisierung zu eigen machen, ist es zudem entscheidend, die inhärenten Vorurteile, die allenfalls in den Entscheidungsprozess einfliessen, kritisch zu betrachten. Gleichzeitig wächst auch das Bedürfnis nach Sicherheit in Umwelt-, Gesellschafts- und Governance-Fragen (ESG). Auch hier spielt Technologie eine entscheidende Rolle. 

Ein leistungsstarkes Arsenal an Technologien verspricht Qualitäts- und Effizienzsteigerungen – dennoch sind die Prüferinnen und Prüfer gefragt, da sie einen überlegten Umgang mit Risiken pflegen müssen. Nach wie vor gilt nämlich das englische Sprichwort: «A fool with a tool is still a fool.» («Gutes Werkzeug ist noch keine Garantie für gute Arbeit.») Daher sind wir auf kritisches Denken auf allen Ebenen angewiesen, die Maschinen derzeit noch nicht erreichen. Die Einbindung des Menschen als Schlüsselfigur kennzeichnet daher den zukunftsträchtigen Ansatz für das bevorstehende Wirtschaftsprüfungszeitalter.

Inzwischen ist jeder Aspekt unserer Gesellschaft von Technologien geprägt und wir merken allmählich, dass ihre Auswirkungen weit über eine rein technologische Transformation hinausgehen. In einer von Technologien dominierten Welt müssen wir uns gut überlegen, wie wir Vertrauen schaffen und erhalten. Dies führt zu einem wesentlich kooperativeren Vorgehen, bei dem die regelmässige Kommunikation und der regelmässige Austausch eine grundlegende Rolle spielen.